2020 – die Welt steht Kopf
Das Jahr 2020 war kein einfaches, sondern eines, das die Welt für immer verändert hat. Covid-19 hat uns alle an unsere Grenzen gebracht und gesellschaftliche und wirtschaftliche Verwerfungen ausgelöst, die uns dauerhaft und nachhaltig prägen. Die Corona-Pandemie hat förmlich alles umgekrempelt: unser Zusammenleben, unser Arbeitsleben, die Rolle der Politik und auch unsere Wirtschaft. Was vorher war, gilt nicht mehr. Was als nächstes kommt, ist ungewiss.
Eine Pandemie nimmt ihren Lauf
Corona führte allein bis Ende 2020 zu weltweit über 2,5 Millionen Toten und über 110 Millionen Erkrankten – eine traurige und erschreckende Bilanz. Die Pandemie hat uns gezeigt, wie verletzlich wir als Weltgesellschaft sind. Gleichzeitig hat uns diese Ausnahmesituation aber auch vor Augen geführt, mit welch Innovationskraft und Vermögen zu Resilienz wir ausgestattet sind. Ein übereinstimmender Grundton dominiert zudem die vielstimmigen und oft widersprechenden Analysen zu dieser Krise: Corona war zumeist nicht der Auslöser vieler Entwicklungen, sondern hat bereits bestehende Trends verstärkt und tut dies weiterhin. Sehr deutlich sehen wir das in den Bereichen Digitalisierung oder Nachhaltigkeit, um nur zwei Transformationsprozesse zu nennen, die durch Covid-19 an Tempo und Wucht gewonnen haben.
Grenzen ohne Rolle
Corona schafft, so paradox es angesichts der Reisebeschränkungen und Grenzsperren im ersten Moment scheinen mag, einen Globalisierungsschub: Das erste Mal in der jüngeren Geschichte sind alle Staaten und alle Gesellschaften dieser Erde mit ein und derselben Herausforderung konfrontiert. Egal, wie unterschiedlich unsere Länder, Kulturen, Bräuche oder Religionen auch sein mögen – Corona hat den abstrakten Begriff Menschheit anschaulich gemacht. Die Pandemie kennt keine nationalen oder regionalen Grenzen, betrifft alle Länder zugleich und zeigt, wie schnell sich ein Virus in der globalisierten Welt verbreiten kann, wie verwundbar und abhängig wir sind. Vielerorts wirkt Covid-19 wie ein Brandbeschleuniger humanitärer Krisen. So wie nie zuvor führt uns das weltumspannende Virus vor Augen, dass kein Land Krisen dieser Dimension allein lösen kann. Daher sind auch wir gefragt, unseren Beitrag zu leisten und gemeinsame Lösungen zu erarbeiten – eine Erkenntnis, die auch für viele andere Krisen im 21. Jahrhundert gilt.
Wirtschaft in der Krise
Die globale Gesundheitskrise hat auch eine gesellschaftliche Reflexion über die Beziehung des Menschen zur Umwelt, aber auch über unser Tun in Wirtschaft und Gesellschaft ausgelöst. Es wird immer deutlicher, dass die Pandemie ihren Ursprung teilweise in einem nicht zukunftsfähigen Wirtschaftsmodell hatte. In der Art und Weise unseres globalen Wirtschaftens liegt aber auch die Ursache für die dramatische Klimakrise. Nicht umsonst wird die weltweite Pandemiebekämpfung deswegen als nachahmenswerte Blaupause für den Kampf gegen den Klimawandel vorgeschlagen. Wenn wir aus der Pandemie die richtigen Schlüsse ziehen, kann Corona zum Katalysator für Klimagerechtigkeit und Nachhaltigkeit im globalen Maßstab werden. Die Krise als Chance begreifen ist daher bei vielen Expert*innen der Tenor – für Unternehmen eine wichtige Erkenntnis, denn nachhaltige Unternehmen kommen nachweislich besser durch Krisen. Etwas, dass mit Blick in die Zukunft wichtig ist, oder besser noch, wichtiger wird.
Dass wir keine Zeit zu verlieren haben, hat uns das Vorjahr aufs Neue gezeigt: 2020 war eines der drei wärmsten Jahre seit Beginn der Klimaaufzeichnungen. Die Lehre und der Auftrag daraus kann nur lauten: Jenes bei der Entwicklung von Impfstoffen gegen Corona gezeigte Tempo muss in anderen zukunfts- und weltrelevanten Bereichen übernommen werden: im Bereich der erneuerbaren Energien, im Umwelt- und Artenschutz, bei der Umsetzung des Pariser Klimaabkommens und bei den UN-Nachhaltigkeitszielen. Es braucht radikale Veränderungen und Transformation in einem Tempo, wie wir es bisher nicht gesehen haben. Kraft, Entschlossenheit und vor allem Mut werden darüber entschieden, ob uns die Zukunft gelingt.
Gegen den Klimawandel wird es keine Impfung geben. Es werden auf ganz unterschiedlichen Ebenen und in verschiedenen Bereichen Veränderung vonnöten sein. Was getan werden muss, liegt auf der Hand und ist kein Geheimnis mehr. Die Maßnahmen und Rahmenbedingungen, die gegen die Erderwärmung und andere, den globalen Lebensraum zerstörende Umwelt-Pandemien eingesetzt werden müssen, sind bekannt. Die Weltgemeinschaft hat die Pflicht, diese anzuwenden und weiterzuentwickeln. Wenn es noch eines realpolitischen Beweises dafür gebraucht hätte, dass dieses Verantwortungsgefühl in der obersten Liga der Weltpolitik angekommen ist: Der Wiedereintritt in das Pariser Klimaabkommen als eine der ersten Amtshandlungen des neuen US-Präsidenten Joe Biden hat diesen erbracht. Die Rückkehr der Vereinigten Staaten ins Pariser Klimaabkommen ist der Erkenntnis geschuldet, dass die Klimakrise eine Schicksalsfrage für die gesamte Menschheit ist. Die Entscheidung der immer noch größten Volkswirtschaft der Welt ist die dringend benötigte gute Nachricht, die nach einer Fortsetzung verlangt und nun mit konkreten Maßnahmen untermauert werden muss. Die an den Präsidentenwechsel in den USA geknüpften Erwartungen einer Wiederbelebung der internationalen Zusammenarbeit zur Bewältigung globaler Herausforderungen gehören erfüllt. Dies wird jedoch nicht ausreichen. Es braucht einen globalen Kraftakt. Optimistisch kann uns daher stimmen, dass China, das Land mit dem weltweit größten Treibhausgas-Ausstoß, ebenfalls auf Klimakurs eingeschwenkt hat. Obwohl die Volksrepublik jährlich mehr Kapazitäten bei erneuerbaren Energien hinzufügt als jede andere Nation, ist das Land insgesamt noch immer zu sehr von klimaschädlichen Energiequellen abhängig. Die Ankündigung der Volksrepublik, vor 2060 die Klimaneutralität zu schaffen, ist daher ein weiteres gutes und richtiges Signal. Ambitioniert zeigt sich nicht zuletzt auch die Europäische Union: Bis 2050 soll Europa zum ersten klimaneutralen Kontinent werden, der so viele CO2-Emissionen beseitigt, wie er produziert. Im Dezember 2020 einigten sich die EU-Mitgliedsstaaten, ihre Treibhausgasemissionen bis 2030 netto um mindestens 55 Prozent im Vergleich zu 1990 zu reduzieren – ein Durchbruch, der bis vor Kurzem noch nicht möglich erschien. Auch hier hat sich die Einsicht durchgesetzt: Globale Herausforderungen lassen sich nur gemeinsam bewältigen. Niemand ist in Sicherheit, solange nicht alle in Sicherheit sind. In der Klimakrise genauso wie bei der Pandemiebekämpfung.
„Globale Herausforderungen lassen sich nur gemeinsam bewältigen.“
Die Krise als Chance nutzen
Turbulente Zeiten und Phasen des Umbruchs sind immer auch interessante, herausfordernde wie lohnende Abschnitte. Für Wissenschaft und Wirtschaft eröffnen Umbruchszeiten großartige Gelegenheiten, um Neues und Besseres auf den Weg zu bringen, alte Pfade zu verlassen und neue, bessere Ziele anzusteuern. Krise als Chance darf dabei kein leeres Gerede bleiben. Krise als Chance gilt es zu nützen. Dass Greiner als weltweit tätiges Unternehmen von den mit Corona einhergehenden Schockwellen ebenfalls auf vielfältige Weise betroffen ist, versteht sich dabei von selbst. Aufgrund unserer Vielfalt, der Diversifikation unserer Produkte und Märkte sowie unserer Entwicklungsfreude und Innovationskraft besitzen wir jedoch mehrere starke Unternehmensstandbeine, die uns auch in schwierigen Zeiten ausreichend Halt geben. Dieser Halt ermöglicht es uns, mit all unserer Kraft an der weltweit notwendigen Transformation in Richtung eines nachhaltigen Wirtschaftens mitzuarbeiten.