Abfall ist nicht zum Wegwerfen
Die Weltbevölkerung wächst – mit ihr eine global rasant anwachsenden Mittelklasse, die nach westlichen Konsumstandards strebt. Dieser Entwicklung steht eine Welt mit begrenzten Ressourcen gegenüber. Vor diesem Hintergrund ist klar, dass wir es uns nicht leisten können, unsere Ressourcen in Form von Abfall zu verschwenden. Auch die Unternehmen stellen zunehmend fest, dass immer stärker schwankende Rohstoffpreise und steigende Versorgungsrisiken mit einzelnen Rohstoffen zunehmend ihre Geschäftsgrundlagen gefährden. Es gilt, sich daher die Frage zu stellen, wie Abfälle wieder zu Ressourcen werden können – insbesondere, wenn diese teurere Primärrohstoffe ersetzen könnten.
Zentraler Mechanismus, um Abfälle zu vermeiden oder aus Abfällen wieder Ressourcen zu machen, sind die „drei R“: Es handelt sich um reduce (den Bedarf und/oder Verbrauch von Rohstoffen, Materialien und Produkten reduzieren), reuse (Wiederverwendung) und recycle (Stoffe erneut einem Lebenszyklus zuführen). Abfälle werden in diesem Konzept als Stoffe mit Wert betrachtet. Unser Ziel für Materialien, die wir nicht mehr brauchen, ist deren Nutzung in einer Kreislaufwirtschaft. In einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft werden Rohstoffe effizienter genutzt und Abfall minimiert. Vorbild ist hier die Natur, in der es überhaupt keine Abfälle gibt.
Grundsätzlich orientieren wir uns bei Greiner an der fünfstufigen Abfallhierarchie der EU-Abfallrahmenrichtlinie. Sie legt fest, in welcher Reihenfolge mit Abfällen umgegangen werden muss. Die fünf Stufen der europäischen Abfallhierarchie sind: Abfallvermeidung, Wiederverwendung, Recycling, Verwertung und Beseitigung.
Wir haben uns bei Greiner zum Ziel gesetzt, entlang dieser Pyramide mit Abfällen umzugehen und damit unsere Umweltbelastung zu senken. Unsere Gesamtabfallmengen, also die Summe der gefährlichen und nicht gefährlichen Abfälle, hat seit 2018 um 27 Prozent zugenommen. Das entspricht in absoluten Zahlen einer Zunahme um 5.477 t. Besonders der starke Anstieg gefährlicher Abfälle in 2020 sticht hervor. Grund dafür ist eine strengere/genauere Definition von gefährlichen Abfällen in Europa.
„Grundsätzlich orientieren wir uns bei Greiner an der fünfstufigen Abfallhierarchie der EU-Abfallrahmenrichtlinie.“
In Bezug auf unsere Abfällen ergeben sich sehr unterschiedliche Bilder in den einzelnen Sparten. Wesentliche Treiber für die gestiegene Abfallmenge seit 2018 waren vor allem die Greiner Bio-One (+1.461 t / +60 Prozent) und die NEVEON (+4.673 t / +78 Prozent). In der Greiner Bio-One ist die Zunahme vor allem auf die Erhöhung der Produktionskapazitäten und auf eine Verbesserung der Datenqualität zurückzuführen. In der NEVEON ist die Erhöhung zu einem Gutteil mit der Übernahme der Eurofoam zu begründen. Sowohl in der Greiner Packaging (-529 t / -5 Prozent) als auch in der Greiner Extrusion (-128 t / -11 Prozent) konnten die Abfallmengen spürbar reduziert werden.
Gesamtabfälle nach Abfallarten in den Sparten (t)
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2018 |
|
2019 |
|
2020 |
---|---|---|---|---|---|---|
Greiner Bio-One |
|
2.444 |
|
3.050 |
|
3.904 |
Gefährliche Abfälle |
|
182 |
|
72 |
|
324 |
Ungefährliche Abfälle |
|
2.261 |
|
2.978 |
|
3.580 |
|
|
2018 |
|
2019 |
|
2020 |
---|---|---|---|---|---|---|
Greiner Packaging |
|
10.396 |
|
10.070 |
|
9.866 |
Gefährliche Abfälle |
|
151 |
|
186 |
|
364 |
Ungefährliche Abfälle |
|
10.245 |
|
9.884 |
|
9.503 |
|
|
2018 |
|
2019 |
|
2020 |
---|---|---|---|---|---|---|
NEVEON |
|
5.956 |
|
7.236 |
|
10.630 |
Gefährliche Abfälle |
|
59 |
|
75 |
|
305 |
Ungefährliche Abfälle |
|
5.898 |
|
7.160 |
|
10.324 |
|
|
2018 |
|
2019 |
|
2020 |
---|---|---|---|---|---|---|
Greiner Extrusion |
|
1.188 |
|
1.130 |
|
1.060 |
Gefährliche Abfälle |
|
100 |
|
70 |
|
52 |
Ungefährliche Abfälle |
|
1.088 |
|
1.060 |
|
1.008 |
Betrachtet man die Entwicklung der Entsorgungsarten der ungefährlichen und gefährlichen Abfälle, so lässt sich besonders positiv hervorheben, dass sich jene Abfallmenge sehr stark reduzieren ließ, deren Entsorgungsart unbekannt ist. Das bedeutet, dass wir immer besser darüber Bescheid wissen, welchem Entsorgungsverfahren unsere Abfälle zugeführt werden. Somit schaffen wir gleichzeitig ein Bewusstsein dafür, wo wir bei unserer Zielerreichung stehen. Die Menge der deponierten Abfälle (+480 t / +28 Prozent) hat in den letzten drei Jahren in nahezu gleichem Ausmaß wie die gesamte Abfallmengenentwicklung (+27 Prozent) zugenommen und somit bleibt der Anteil der deponierten Abfälle mit 9 Prozent unverändert. Das heißt, wir müssen uns mit den 2.212 t auseinandersetzen und Lösungen finden, um deponierte Abfälle komplett zu vermeiden. Um dahin zu kommen, ist eine gute Datengrundlage ein erster Schritt in die richtige Richtung. Zu wissen, was mit unseren Abfällen passiert, ist ein zentrales Anliegen bei Greiner. Umso positiver ist, dass wir den Anteil jener Abfälle mit unbekannter Entsorgungsart von 2018 auf 2020 um knapp 6 Prozent reduzieren konnten.
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2019 |
|
2020 |
---|---|---|---|---|
Greiner Bio-One |
|
2.978 |
|
3.580 |
Recycling |
|
1.682 |
|
2.082 |
Thermische Verwertung |
|
772 |
|
839 |
Deponierung |
|
196 |
|
183 |
Unbekannt |
|
328 |
|
477 |
Greiner Packaging |
|
9.884 |
|
9.503 |
Recycling |
|
4.443 |
|
6.168 |
Thermische Verwertung |
|
512 |
|
531 |
Deponierung |
|
625 |
|
773 |
Unbekannt |
|
4.303 |
|
2.031 |
NEVEON |
|
7.160 |
|
10.324 |
Recycling |
|
641 |
|
1.303 |
Thermische Verwertung |
|
4.800 |
|
6.719 |
Deponierung |
|
976 |
|
1.162 |
Unbekannt |
|
744 |
|
1.141 |
Greiner Extrusion |
|
1.060 |
|
1.008 |
Recycling |
|
862 |
|
803 |
Thermische Verwertung |
|
112 |
|
127 |
Deponierung |
|
42 |
|
70 |
Unbekannt |
|
45 |
|
8 |
Gesamt |
|
21.082 |
|
24.415 |
|
|
2019 |
|
2020 |
---|---|---|---|---|
Greiner Bio-One |
|
72 |
|
324 |
Recycling |
|
4 |
|
4 |
Thermische Verwertung |
|
3 |
|
282 |
Deponierung |
|
16 |
|
24 |
Unbekannt |
|
48 |
|
14 |
Greiner Packaging |
|
186 |
|
364 |
Recycling |
|
44 |
|
222 |
Thermische Verwertung |
|
26 |
|
48 |
Deponierung |
|
0 |
|
0 |
Unbekannt |
|
116 |
|
93 |
NEVEON |
|
75 |
|
305 |
Recycling |
|
15 |
|
22 |
Thermische Verwertung |
|
38 |
|
99 |
Deponierung |
|
0 |
|
0 |
Unbekannt |
|
23 |
|
184 |
Greiner Extrusion |
|
70 |
|
52 |
Recycling |
|
0 |
|
0 |
Thermische Verwertung |
|
3 |
|
2 |
Deponierung |
|
0 |
|
0 |
Unbekannt |
|
67 |
|
49 |
Gesamt |
|
403 |
|
1.045 |
Als zweites Ziel im Bereich Abfall wollen wir den Anteil recycelter Abfälle erhöhen und – 2020 neu dazugekommen – ein quantitatives Ziel definieren. Warum dies wichtig ist, verrät ein Blick in die Daten. Der Recyclinganteil der Gesamtabfälle ist seit 2018 leicht zurückgegangen und liegt Greiner-weit aktuell bei rund 42 Prozent. Zwar wurden seit 2018 mehr Abfälle recycelt, anteilsmäßig gab es aber keine große Veränderung. Der Anstieg der Abfälle in der NEVEON ist primär auf die Eingliederung der Eurofoam zurückzuführen.
2020 berechneten wir erstmals die Emissionen unserer Betriebsabfälle, diese lagen bei insgesamt 8.608 t CO2-Äquivalenten. Dabei wurden die Emissionen basierend auf den Abfallkategorien und der Verwertungsart ermittelt. So haben zum Beispiel Abfälle, die deponiert werden, einen höheren Emissionsfaktor als Abfälle, die recycelt oder thermisch verwertet werden. Dabei ergibt sich folgendes Bild:
Abfall-Emissionen (t CO2e)
In einer Welt, in der die Ressourcen knapp werden, müssen wir unser Verhältnis zum Abfall ändern. So wie in der Natur gibt es auch in einer Kreislaufwirtschaft keinen Abfall. In einer Kreislaufwirtschaft ist das, was wir Abfall nennen, der Ausgangspunkt für neue Materialien und Produkte. Das ultimative Nachhaltigkeitsziel ist daher die endgültige Abschaffung von Abfall. Aus diesem Grund haben wir eine enge Partnerschaft als Pilotpartner mit cirplus etabliert. cirplus ist ein globaler Marktplatz für Rezyklate und Kunststoffabfälle, der den Übergang zu einem neuen zirkulären Geschäftsmodell erleichtern will, mit dem Ziel, Abfall als das zu betrachten, was er ist – eine wertvolle Ressource. Als Unternehmen kann man auf cirplus Kunststoffabfälle als Ressource handeln. Auf diesem Wege wollen wir zu einem verstärkten Recycling unserer Abfälle gelangen. Daneben planen wir bis 2022 eine Umwelt- und Abfallpolitik, die vor allem die Abfallentsorgung und Abfallvermeidung in den Mittelpunkt stellen wird.