Nachhaltigkeitsbericht 2020

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Abfall ist nicht zum Wegwerfen

Die Weltbevölkerung wächst – mit ihr eine global rasant anwachsenden Mittelklasse, die nach westlichen Konsumstandards strebt. Dieser Entwicklung steht eine Welt mit begrenzten Ressourcen gegenüber. Vor diesem Hintergrund ist klar, dass wir es uns nicht leisten können, unsere Ressourcen in Form von Abfall zu verschwenden. Auch die Unternehmen stellen zunehmend fest, dass immer stärker schwankende Rohstoffpreise und steigende Versorgungsrisiken mit einzelnen Rohstoffen zunehmend ihre Geschäftsgrundlagen gefährden. Es gilt, sich daher die Frage zu stellen, wie Abfälle wieder zu Ressourcen werden können – insbesondere, wenn diese teurere Primärrohstoffe ersetzen könnten.

Zentraler Mechanismus, um Abfälle zu vermeiden oder aus Abfällen wieder Ressourcen zu machen, sind die „drei R“: Es handelt sich um reduce (den Bedarf und/oder Verbrauch von Rohstoffen, Materialien und Produkten reduzieren), reuse (Wiederverwendung) und recycle (Stoffe erneut einem Lebenszyklus zuführen). Abfälle werden in diesem Konzept als Stoffe mit Wert betrachtet. Unser Ziel für Materialien, die wir nicht mehr brauchen, ist deren Nutzung in einer Kreislaufwirtschaft. In einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft werden Rohstoffe effizienter genutzt und Abfall minimiert. Vorbild ist hier die Natur, in der es überhaupt keine Abfälle gibt.

Grundsätzlich orientieren wir uns bei Greiner an der fünfstufigen Abfallhierarchie der EU-Abfallrahmenrichtlinie. Sie legt fest, in welcher Reihenfolge mit Abfällen umgegangen werden muss. Die fünf Stufen der europäischen Abfallhierarchie sind: Abfallvermeidung, Wiederverwendung, Recycling, Verwertung und Beseitigung.

Gesamtabfälle nach Abfallarten (t)

Gesamtabfälle nach Abfallarten (Balkendiagramm)

Wir haben uns bei Greiner zum Ziel gesetzt, entlang dieser Pyramide mit Abfällen umzugehen und damit unsere Umweltbelastung zu senken. Unsere Gesamtabfallmengen, also die Summe der gefährlichen und nicht gefährlichen Abfälle, hat seit 2018 um 27 Prozent zugenommen. Das entspricht in absoluten Zahlen einer Zunahme um 5.477 t. Besonders der starke Anstieg gefährlicher Abfälle in 2020 sticht hervor. Grund dafür ist eine strengere/genauere Definition von gefährlichen Abfällen in Europa.

Razvan Catalinoiu (NEVEON), Techniker (Photo)

„Grundsätzlich orientieren wir uns bei Greiner an der fünfstufigen Abfallhierarchie der EU-Abfallrahmenrichtlinie.“

Razvan Catalinoiu (NEVEON) Techniker

In Bezug auf unsere Abfällen ergeben sich sehr unterschiedliche Bilder in den einzelnen Sparten. Wesentliche Treiber für die gestiegene Abfallmenge seit 2018 waren vor allem die Greiner Bio-One (+1.461 t / +60 Prozent) und die NEVEON (+4.673 t / +78 Prozent). In der Greiner Bio-One ist die Zunahme vor allem auf die Erhöhung der Produktionskapazitäten und auf eine Verbesserung der Datenqualität zurückzuführen. In der NEVEON ist die Erhöhung zu einem Gutteil mit der Übernahme der Eurofoam zu begründen. Sowohl in der Greiner Packaging (-529 t / -5 Prozent) als auch in der Greiner Extrusion (-128 t / -11 Prozent) konnten die Abfallmengen spürbar reduziert werden.

Gesamtabfälle nach Abfallarten in den Sparten (t)

Greiner Bio-One (Logo)

 

 

2018

 

2019

 

2020

Greiner Bio-One

 

2.444

 

3.050

 

3.904

Gefährliche Abfälle

 

182

 

72

 

324

Ungefährliche Abfälle

 

2.261

 

2.978

 

3.580

Greiner Packaging (Logo)

 

 

2018

 

2019

 

2020

Greiner Packaging

 

10.396

 

10.070

 

9.866

Gefährliche Abfälle

 

151

 

186

 

364

Ungefährliche Abfälle

 

10.245

 

9.884

 

9.503

NEVEON (Logo)

 

 

2018

 

2019

 

2020

NEVEON

 

5.956

 

7.236

 

10.630

Gefährliche Abfälle

 

59

 

75

 

305

Ungefährliche Abfälle

 

5.898

 

7.160

 

10.324

Greiner Extrusion (Logo)

 

 

2018

 

2019

 

2020

Greiner Extrusion

 

1.188

 

1.130

 

1.060

Gefährliche Abfälle

 

100

 

70

 

52

Ungefährliche Abfälle

 

1.088

 

1.060

 

1.008

Zusammensetzung der ungefährlichen Abfälle (t)

Zusammensetzung der ungefährlichen Abfälle (Balkendiagramm)

Betrachtet man die Entwicklung der Entsorgungsarten der ungefährlichen und gefährlichen Abfälle, so lässt sich besonders positiv hervorheben, dass sich jene Abfallmenge sehr stark reduzieren ließ, deren Entsorgungsart unbekannt ist. Das bedeutet, dass wir immer besser darüber Bescheid wissen, welchem Entsorgungsverfahren unsere Abfälle zugeführt werden. Somit schaffen wir gleichzeitig ein Bewusstsein dafür, wo wir bei unserer Zielerreichung stehen. Die Menge der deponierten Abfälle (+480 t / +28 Prozent) hat in den letzten drei Jahren in nahezu gleichem Ausmaß wie die gesamte Abfallmengenentwicklung (+27 Prozent) zugenommen und somit bleibt der Anteil der deponierten Abfälle mit 9 Prozent unverändert. Das heißt, wir müssen uns mit den 2.212 t auseinandersetzen und Lösungen finden, um deponierte Abfälle komplett zu vermeiden. Um dahin zu kommen, ist eine gute Datengrundlage ein erster Schritt in die richtige Richtung. Zu wissen, was mit unseren Abfällen passiert, ist ein zentrales Anliegen bei Greiner. Umso positiver ist, dass wir den Anteil jener Abfälle mit unbekannter Entsorgungsart von 2018 auf 2020 um knapp 6 Prozent reduzieren konnten.

Gesamtabfall nach Entsorgungsart (t)1

Gesamtabfall nach Entsorgungsart (Balkendiagramm)
1 Die Entsorgung der Abfälle wurde auf drei Arten von den Standorten selbst festgelegt: Die Standorte entsorgen die Abfälle selbst, sie holen Informationen vom Entsorgungsdienstleister bzgl. der Abfallbehandlung ein oder es sind organisatorische Standardmethoden der Entsorgungsdienstleister bekannt.
2 Unter „Entsorgungsart unbekannt“ fallen jene Abfälle, zu deren Entsorgung keine Angaben gemacht wurden bzw. gemacht werden konnten.
Catalin Sirbu (Greiner Packaging), Techniker (Photo)
Catalin Sirbu (Greiner Packaging) Techniker
Ungefährliche Abfälle nach Entsorgungsart (t)

 

 

2019

 

2020

Greiner Bio-One

 

2.978

 

3.580

Recycling

 

1.682

 

2.082

Thermische Verwertung

 

772

 

839

Deponierung

 

196

 

183

Unbekannt

 

328

 

477

Greiner Packaging

 

9.884

 

9.503

Recycling

 

4.443

 

6.168

Thermische Verwertung

 

512

 

531

Deponierung

 

625

 

773

Unbekannt

 

4.303

 

2.031

NEVEON

 

7.160

 

10.324

Recycling

 

641

 

1.303

Thermische Verwertung

 

4.800

 

6.719

Deponierung

 

976

 

1.162

Unbekannt

 

744

 

1.141

Greiner Extrusion

 

1.060

 

1.008

Recycling

 

862

 

803

Thermische Verwertung

 

112

 

127

Deponierung

 

42

 

70

Unbekannt

 

45

 

8

Gesamt

 

21.082

 

24.415

Gefährliche Abfälle nach Entsorgungsart (t)

 

 

2019

 

2020

Greiner Bio-One

 

72

 

324

Recycling

 

4

 

4

Thermische Verwertung

 

3

 

282

Deponierung

 

16

 

24

Unbekannt

 

48

 

14

Greiner Packaging

 

186

 

364

Recycling

 

44

 

222

Thermische Verwertung

 

26

 

48

Deponierung

 

0

 

0

Unbekannt

 

116

 

93

NEVEON

 

75

 

305

Recycling

 

15

 

22

Thermische Verwertung

 

38

 

99

Deponierung

 

0

 

0

Unbekannt

 

23

 

184

Greiner Extrusion

 

70

 

52

Recycling

 

0

 

0

Thermische Verwertung

 

3

 

2

Deponierung

 

0

 

0

Unbekannt

 

67

 

49

Gesamt

 

403

 

1.045

Als zweites Ziel im Bereich Abfall wollen wir den Anteil recycelter Abfälle erhöhen und – 2020 neu dazugekommen – ein quantitatives Ziel definieren. Warum dies wichtig ist, verrät ein Blick in die Daten. Der Recyclinganteil der Gesamtabfälle ist seit 2018 leicht zurückgegangen und liegt Greiner-weit aktuell bei rund 42 Prozent. Zwar wurden seit 2018 mehr Abfälle recycelt, anteilsmäßig gab es aber keine große Veränderung. Der Anstieg der Abfälle in der NEVEON ist primär auf die Eingliederung der Eurofoam zurückzuführen.

2020 berechneten wir erstmals die Emissionen unserer Betriebsabfälle, diese lagen bei insgesamt 8.608 t CO2-Äquivalenten. Dabei wurden die Emissionen basierend auf den Abfallkategorien und der Verwertungsart ermittelt. So haben zum Beispiel Abfälle, die deponiert werden, einen höheren Emissionsfaktor als Abfälle, die recycelt oder thermisch verwertet werden. Dabei ergibt sich folgendes Bild:

Abfall-Emissionen (t CO2e)

Abfall-Emissionen (Kreisdiagramm)

In einer Welt, in der die Ressourcen knapp werden, müssen wir unser Verhältnis zum Abfall ändern. So wie in der Natur gibt es auch in einer Kreislaufwirtschaft keinen Abfall. In einer Kreislaufwirtschaft ist das, was wir Abfall nennen, der Ausgangspunkt für neue Materialien und Produkte. Das ultimative Nachhaltigkeitsziel ist daher die endgültige Abschaffung von Abfall. Aus diesem Grund haben wir eine enge Partnerschaft als Pilotpartner mit cirplus etabliert. cirplus ist ein globaler Marktplatz für Rezyklate und Kunststoffabfälle, der den Übergang zu einem neuen zirkulären Geschäftsmodell erleichtern will, mit dem Ziel, Abfall als das zu betrachten, was er ist – eine wertvolle Ressource. Als Unternehmen kann man auf cirplus Kunststoffabfälle als Ressource handeln. Auf diesem Wege wollen wir zu einem verstärkten Recycling unserer Abfälle gelangen. Daneben planen wir bis 2022 eine Umwelt- und Abfallpolitik, die vor allem die Abfallentsorgung und Abfallvermeidung in den Mittelpunkt stellen wird.

CO2
Das Kohlendioxid mit dieser chemischen Formel ist ein wichtiger Bestandteil des globalen Kohlenstoffzyklus. Es ist ein Gas, das natürlich in der Erdatmosphäre vorkommt und einen Teil der von der Erde abgestrahlten Wärme absorbiert und zurückstrahlt. Durch menschliche Aktivitäten steigt die CO2-Konzentration in der Atmosphäre massiv an, wodurch dieser Treibhauseffekt verstärkt wird, was letztendlich zur Klimaerwärmung führt.
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Emissionsfaktor
Der Emissionsfaktor gibt die durchschnittliche Treibhausgasemission einer Aktivität an. Da Emissionen oft nicht direkt gemessen werden können, errechnet man die Menge der Treibhausgase durch Multiplikation dieses Faktors und der Aktivitätsrate.
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Extrusion
Das vom Lateinischen extrudere „hinausstoßen‚ -treiben“ stammende Wort beschreibt eine Verfahrenstechnik, bei der feste bis dickflüssige härtbare Massen unter Druck kontinuierlich aus einer formgebenden Öffnung (Düse, Matrize oder Mundstück bezeichnet) herausgepresst werden. Dabei entstehen Körper mit dem Querschnitt der Öffnung, Extrudat genannt, in theoretisch beliebiger Länge.
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Kreislaufwirtschaft
Die Kreislaufwirtschaft ist ein Modell der Produktion und des Verbrauchs, bei dem bestehende Materialien und Produkte so lange wie möglich geteilt, wiederverwendet, repariert, aufgearbeitet und recycelt werden. Auf diese Weise wird der Lebenszyklus der Produkte verlängert.
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Lebenszyklus
Ein Grundmodell des Produktlebenszyklus unterscheidet zwischen fünf verschiedenen Phasen, die ein Produkt von der Markteinführung bis hin zum schlussendlichen Marktaustritt durchläuft: Einführung, Wachstum, Reife, Sättigung und Degeneration. Die Dauer eines Zyklus ist dabei stark von Faktoren wie beispielsweise Qualität und Innovationskraft des Anbieters abhängig.
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Primärrohstoffe
Primärrohstoffe sind natürliche Ressourcen, die unbearbeitet sind und aus der Natur gewonnen werden. Zu ihnen zählen unter anderem Holz, Wolle, Erdöl, Eisenerz und Kohle (siehe auch Sekundärrohstoffe).
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