Schluss mit Wegwerf-Mentalität weltweit!
Wir können, müssen und werden weiter an der Verbesserung unserer Produkte arbeiten, um sicherzustellen, dass diese überhaupt im Kreislauf geführt werden können. Weniger Materialverbrauch und die Auswahl des nachhaltigsten Materials spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Vor allem die Komplexität der Produkte behindert nicht selten das Recycling und damit die Chance, Materialien überhaupt im Kreislauf führen zu können. Design und Materialreduzierung sind ein Schlüssel zur Lösung dieser Probleme, aber es braucht mehr. Die Autoren des Berichts „Rethinking the Future of Plastics“ der Ellen MacArthur Foundation machten schon 2016 deutlich, dass eine drastische Reduzierung der Vermüllung der Meere eine gemeinsame Anstrengung entlang von drei Achsen erfordert:
- eine Verbesserung der After-Use-Infrastruktur in Ländern mit hohem Einfluss auf Plastikabfälle in Gewässern,
- eine Erhöhung der wirtschaftlichen Attraktivität, Kunststoffe im Materialkreislauf und damit im System zu halten, und
- eine Reduzierung der negativen Auswirkungen von Kunststoffverpackungen, die in die Umwelt geraten sind
Im Bericht heißt es weiter: „Die Schaffung einer effektiven Nach-Gebrauch-Kunststoffwirtschaft ist der Eckpfeiler der New Plastics Economy und hat oberste Priorität. Diese ist nicht nur wichtig, um mehr Materialwert zu erzielen und die Ressourcenproduktivität zu steigern, sondern sie bietet auch einen direkten wirtschaftlichen Anreiz, um die Vermüllung natürlicher Systeme zu vermeiden. Durch die Reduzierung des Materialumfangs wird ein Übergang zu Rohstoffen aus erneuerbaren Quellen ermöglicht.“
Ein Ende der Verschmutzung der Umwelt und der Meere wird aber nur dann gelingen, wenn wir weltweit eine Infrastruktur für die Entsorgung von Abfällen schaffen, damit diese erst gar nicht dorthin gelangen. Die Nichtregierungsorganisation WWF bestätigt diese Sicht und betont: Das größte Problem mit Plastikmüll besteht vor allem in den Ländern, in denen es keine kontrollierte Abfallsammlung gibt. Einen Schwerpunkt bilden hier vor allem die Länder in Südostasien. Dort wird der Abfall zu häufig nicht kontrolliert eingesammelt, getrennt oder recycelt. Über Flüsse und aus ungesicherten Deponien ergießt sich ein Strom aus Plastikmüll in die Meere. Der Löwenanteil des Plastikeintrags in die Meere stammt laut wissenschaftlichen Schätzungen zudem aus küstennahen Gebieten; bis zu 20 Prozent werden allerdings über Flüsse ins Meer gespült. Forscher*innen vom Leipziger Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung haben berechnet, welche Wasserstraßen dabei das meiste Plastik in die Ozeane tragen. Das Ergebnis: Acht der zehn Flüsse, denen sie die größten Plastikmengen zuweisen, fließen in Asien.
Der weltweite Export von Kunststoffabfällen vor allem aus westlichen Ländern erzeugt zudem unnötigen Druck auf Länder mit unzureichender Entsorgungsinfrastruktur. Zwar besteht beispielsweise ein Exportverbot aus der Europäischen Union in Länder des globalen Südens, doch gilt dies nur für die Ausfuhr von unsortierten Kunststoffabfällen. Denn diese Abfallgemische können kaum oder gar nicht recycelt werden. Sortierte Abfälle, wenn sie nicht als gefährliche Abfälle eingestuft werden, dürfen weiterhin überall hin exportiert werden, also auch in Länder mit schlecht ausgebauter Entsorgungswirtschaft. Einzige Voraussetzung: Sowohl Export- als auch Importland müssen dem Handel zustimmen. Da die meisten Länder jedoch bereits mit den eigenen Kunststoffabfällen vor enormen Herausforderungen stehen, plädieren wir bei Greiner für die Entsorgung der Abfälle dort, wo sie entstehen, und die Reduzierung des Abfallexports in andere Länder. Jedes Land sollte für die Entsorgung der eigenen Abfälle verantwortlich sein.
„Unsere Maßnahmen zur Verbesserung der Recyclingfähigkeit werden nicht ausreichen, sofern wir es nicht schaffen, die Entsorgungssysteme in aller Welt zu stärken.“
Unternehmen fordern UN-Vertrag gegen Plastikmüll
Im Kampf gegen Plastikmüll in der Umwelt ist der Aufbau einer globalen Entsorgungsinfrastruktur unerlässlich. Deswegen haben wir gemeinsam mit 28 internationalen Unternehmen im Jahr 2020 die Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen aufgefordert, einen globalen Vertrag gegen die Verschmutzung der Umwelt durch Plastik ins Leben zu rufen („Business Call for a UN Treaty on Plastic Pollution“). Jedes Jahr gelangen über elf Millionen Tonnen an Kunststoffen in die Umwelt. Dieses Problem wird weiter zunehmen, wenn wir die Art und Weise, wie wir Kunststoff herstellen, verwenden, wiederverwenden und entsorgen, nicht grundlegend überdenken. Der Aufruf betont vier wesentliche Handlungsfelder:
- Harmonisierung regulatorischer Standards für Kunststoffe
- Entwicklung nationaler Ziele und Aktionspläne für Kunststoffabfälle
- Innovationsförderung für Kunststoffe
- Aufbau von Infrastruktur für die Entsorgung von Kunststoffabfällen
Der Aufruf der Unternehmen sollte im Vorfeld der fünften Sitzung der Umweltversammlung der Vereinten Nationen erfolgen. Diese war ursprünglich für das Frühjahr 2021 geplant, musste jedoch aufgrund der Pandemie verschoben werden. Unsere Forderung bleibt trotzdem aufrecht: Um den Dimensionen dieses Problems gerecht zu werden, braucht es ein internationales Abkommen. Was aber tun wir als Unternehmen, um den Aufbau von Entsorgungsinfrastruktur in jenen Ländern zu unterstützen, die noch keine entsprechenden Einrichtungen besitzen? Diese Frage haben wir uns als global agierendes Unternehmen gestellt. Mit unseren Antworten darauf legen wir den Fokus unserer Unterstützung genau auf jene Länder und Regionen, die besonders von der Problematik betroffen sind.
Der Name ist Programm: „Allianz gegen Plastikmüll“
Der Aufbau einer Entsorgungsinfrastruktur gehört nicht zu unserer Kernkompetenz. Es wäre vermessen, hier allein und vor allem eigenständig zu agieren. Wir sind zudem überzeugt, dass es für die Bekämpfung des Kunststoffabfalls in der Umwelt – vor allem im globalen Süden ohne bestehende Infrastruktur – ein breit aufgestelltes Bündnis braucht: Regierungen und Kommunen, NGOs, Grassroots-Organisationen, internationale Akteur*innen, Unternehmen und die Wissenschaft müssen zusammenarbeiten, um dem Problem erfolgreich zu begegnen. Wir haben uns daher 2020 der internationalen Non-Profit-Organisation Alliance to End Plastic Waste angeschlossen. Unser gemeinsames Ziel ist es, dauerhafte und nachhaltige Lösungen zu finden, um der Vermüllung durch Kunststoffe ein Ende zu setzen.
Die Alliance mit Sitz in Singapur hat mit Anfang 2021 weltweit 57 Mitgliedsunternehmen und Bündnispartner entlang der gesamten Kunststoff-Wertschöpfungskette, die miteinander das Problem Plastikmüll aus der Welt schaffen wollen. Im Rahmen von Programmen und Partnerschaften konzentriert sich die Alliance auf Lösungen in den strategischen Bereichen Infrastruktur, Innovation, Bildung und Engagement sowie Aufräumarbeiten.
Infrastruktur, Innovation & Bildung
„Wir bei Greiner Packaging haben es uns zum Ziel gesetzt, innovative nachhaltige Verpackungslösungen zu entwickeln und zu produzieren. Zum Beispiel durch Design for Recycling, die Reduktion des Plastikanteils in unseren Verpackungen oder die Verwendung alternativer Materialien“, erklärt Manfred Stanek, CEO der Greiner Packaging, die Motivation hinter dem Beitritt zur Alliance gegen Kunststoffmüll. Als Mitgliedsunternehmen verpflichtet sich Greiner dazu, Ressourcen, Expertise und Investitionen in die Alliance einzubringen. Stanek betont: „Wir sind überzeugt davon, dass unsere Partnerschaft mit der Alliance unser Engagement noch weiter vorantreibt und wir so die Zukunft der Verpackungsindustrie maßgeblich mitprägen können.“ Greiners Mitgliedschaft ist zudem ein weiterer wichtiger Schritt zur Umsetzung unserer Nachhaltigkeitsstrategie Blue Plan.
Jacob Duer, Präsident und CEO des Bündnisses gegen Plastikmüll, kommentierte den Beitritt von Greiner freudig und optimistisch: „Das stärkt unseren globalen Footprint und bringt uns unserer Vision, bis 2025 Millionen Tonnen an Plastikmüll aus mehr als 100 Risikostädten rund um den Globus abzuführen, ein Stück näher. Damit wollen wir die Lebensqualität für Millionen von Menschen verbessern, zu ihrem Lebensunterhalt und einer Kreislaufwirtschaft beitragen.“ Die Alliance legt den Schwerpunkt ihrer Arbeit auf die Unterstützung von Städten und Gemeinden beim Aufbau nachhaltiger Abfallentsorgungssysteme, die den unterschiedlichen sozialen und geografischen Umständen entsprechen. Dabei konzentrieren sich die Projekte und Programme auf Städte in Afrika, Lateinamerika und Asien: Zwei Zero Plastic Waste Cities-Projekte werden derzeit in den beiden besonders von Plastikmüll betroffenen Städten Puducherry an der Südostküste Indiens und Tân An im vietnamesischen Mekong-Delta durchgeführt.
Ohne Abfallentsorgungssysteme ist alles nichts
Einen zweiten Fokus ihrer Tätigkeit sieht die Alliance in der Entwicklung von Innovationen in der frühesten Phase des Produktdesigns, um die Reduzierung und das Recycling von Kunststoffen zu erleichtern. Dabei arbeitet die Alliance vor allem als Netzwerkerin, die innovative Unternehmen aus der ganzen Welt mit Projektpartner*innen und Unterstützer*innen auf politischer, wirtschaftlicher, wissenschaftlicher und zivilgesellschaftlicher Ebene verbindet. Ziel dieser Vernetzungsarbeit ist es, das erforderliche wirtschaftliche und technische Fachwissen sowie die erforderlichen Ressourcen zu bündeln, um Lösungen zur Eindämmung und Verhinderung von Plastikmüll in großem Maßstab umzusetzen und Kreislaufwirtschaft zu fördern.
„Mit unserer Unterstützung zur Eröffnung von fünf Sammelstellen der Plastic Bank in Manila spannt Greiner Packaging trotz der großen Entfernung eine Brücke, über die lokale Maßnahmen gegen ein globales Problem gefördert werden.“
Wenn Kunststoff zum Wertstoff wird
Der Kampf gegen die Vermüllung der Umwelt, Flüsse und Meere steht auch im Mittelpunkt unserer Partnerschaft mit dem Sozialunternehmen Plastic Bank. Verantwortliches Handeln sowie soziales und nachhaltiges Engagement kennen keine Grenzen und überwinden selbst die größten Distanzen. Die Entfernung zwischen der Greiner Konzernzentrale in Kremsmünster und Manila beträgt Luftlinie 10.010 km. Mit unserer Unterstützung der Eröffnung von fünf Sammelstellen der Plastic Bank in Manila spannt Greiner Packaging trotz der großen Entfernung eine Brücke, über die lokale Maßnahmen gegen ein globales Problem gefördert werden.
Plastic Bank ist ein Unternehmen, das ethische Recycling-Ökosysteme in Küstengemeinden aufbaut und die Materialien zur Wiedereinführung in die globale Produktionslieferkette aufbereitet. Das gesammelte Material wird zu „Social Plastic“ aufgewertet, indem man es zur Herstellung neuer Produkte und Verpackungen verwendet. Damit wird gleichzeitig die Flut an Plastikmüll verringert, Recycling und Kreislaufwirtschaft gefördert und ein Einkommen für die Plastik-Sammler*innen geschaffen. Sie erhalten für das gesammelte Plastik eine Prämie, um grundlegende Familienbedürfnisse wie Lebensmittel, Brennstoff, Schulgeld oder Krankenversicherung zu decken. „Wir müssen begreifen, dass es nicht mehr nur um uns geht, sondern dass es ein Problem der ganzen Menschheit ist“, sagt Gidget Velez, Country Manager von Plastic Bank auf den Philippinen, bei einem Treffen mit Greiner Verantwortlichen in Manila. „Soweit ich weiß, ist Greiner der erste Kunststoffverarbeiter, der Plastic Bank unterstützt hat“, bedankt sie sich bei uns als Kooperationspartner: „Greiner hat an uns geglaubt, als das sonst noch niemand getan hat.“
Greiner Packaging unterstützt Plastic Bank dort, wo es am nötigsten ist. Die Philippinen sind nach China und Indonesien der drittgrößte Produzent von Plastikmüll weltweit. Geschätzte 2 Millionen Tonnen philippinisches Plastik landen jedes Jahr im Meer; allein der Fluss Pasig, der Manila in zwei Stadtteile trennt, trägt jährlich rund 64.000 t Plastikmüll ins Südchinesische Meer. Bei der Suche nach einem Projektpartner im Kampf gegen Plastikvermüllung rückte für Greiner bereits 2019 rasch die Plastic Bank in den Fokus. Die Doppelstrategie, sowohl den Zufluss von Plastik in die Meere zu verhindern als auch Menschen aus der Armut zu befreien, war mit ausschlaggebend für diese Entscheidung. Zudem macht Plastic Bank den Wert von Kunststoff sichtbar: Sammler*innen sehen Kunststoff nicht mehr als Abfall, sondern als wertvolle Ressource – ein wichtiger Schritt, um die Plastikverschmutzung der Ozeane einzudämmen.
Indem den Sammler*innen mehr Einkommen und damit Bildungschancen gegeben wird, ermöglicht die Plastic Bank den am Rande der Gesellschaft stehenden Bevölkerungsgruppen, sich eine bessere Zukunft aufzubauen. Plastic Bank-Managerin Gidget Velez beschreibt das Ziel ihrer Arbeit so: „Wir möchten, dass sich die Menschen gestärkt fühlen, wir wollen ihnen Hoffnung geben.“ Das gelingt Plastic Bank nicht nur auf den Philippinen, sondern mittlerweile auch in Haiti, Indonesien, Brasilien und Ägypten. Für Michael Frick, Global Key Account Director bei Greiner Packaging, zeigt dieses Projekt, wie ein Kreislaufsystem tatsächlich funktionieren kann: „Durch das Sammeln von Plastikmüll wird Armut bekämpft, während zusätzlich noch die Umwelt gesäubert und ein wesentlicher Beitrag zur Kreislaufwirtschaft geleistet wird. Die Sammler*innen bringen das Plastik, es wird sortiert und im Anschluss zu Granulat verarbeitet. Dieses wird an produzierende Unternehmen verkauft, die für ihre Produkte oder Verpackungen Recyclingmaterial zum Einsatz bringen möchten.“ Greiner und die Vertreter von Plastic Bank sind sich der Ernsthaftigkeit der Situation bewusst, das betonte auch Theresa Wieser, Marketing Manager bei Greiner Packaging bei der Eröffnung einer Sammelstelle: „Wir haben uns verpflichtet, die Gemeinden vor Ort im Kampf gegen den Plastikmüll zu unterstützen. Allein von Mai 2019 bis Februar 2020 wurden bereits über 175 t Plastik aus dem Meer geholt und die Erwartungen damit absolut übertroffen.“